Die Schlei-Akademie: Erster Kunstsommer in Sundsacker

Inklusion heißt für uns Miteinander, heißt gemeinsam aktiv werden und die Andersartigkeit der Menschen nicht nur hinnehmen, sondern sich neugierig damit auseinandersetzen.

Um dies zu erreichen, gibt es viele Möglichkeiten und die Beschäftigung mit Kunst ist ein Weg.

Vom 16. Juli bis zum 10. August 2018 fand in der Albert-Schweitzer-Schule des St. Nicolaiheims die erste Sommer-Akademie für bildende Kunst statt, die sich zur Aufgabe gemacht hat, Inklusion aktiv zu leben.

Inklusion heißt für uns: Miteinander.

Heißt: Gemeinsam aktiv werden und die Andersartigkeit der Menschen nicht nur hinnehmen, sondern sich neugierig damit auseinandersetzen. Um dies zu erreichen, gibt es viele Möglichkeiten und die Beschäftigung mit Kunst ist ein Weg.

Mit den Fragen fängt es an…

Eine künstlerische Position in unserer Welt zu finden, beginnt mit vielen Fragen. Zum Beispiel: Wer bin ich und wie nehme ich unsere Welt wahr? Was gibt es zu entdecken und wie bringe ich diese Entdeckung in eine künstlerische Form?
Die künstlerischen Ausdrucksformen sind dabei so vielfältig wie die Menschen. Denn jeder Mensch besitzt eine individuelle und vollständig eigene Art, sich auszudrücken. Diese Eigenart herauszufinden und zudem künstlerisch umzuwandeln und anderen mitzuteilen, kostet viel Mühe, Arbeit und Durchhaltevermögen. Aus diesem Grund müssen sich Kunstschaffende erst einmal für eine Technik entscheiden, die ihnen am meisten entspricht.

Was sind künstlerische Techniken?

In unserer Akademie waren viele unterschiedliche Kunsttechniken vertreten: Acryl; Aquarell- und Ölmalerei; Zeichnen und Illustrieren mit Kohle, Bleistift oder Farbstiften; Fotografieren; Modellieren lebensgroßer Köpfe aus Ton; die Herstellung einer besonderen Keramik, die im selbstgebauten Rauchbrandofen gebrannt wurde; »Stencil«, eine Graffiti-Technik, die mit Schablonen entsteht; die Arbeit mit Farbe in vielfältiger Ausprägung mittels Druck- oder Collagetechniken und sogar chinesische Kalligrafie.

Mensch und Natur

Auch unsere Themen waren vielfältig und reichten von der Beschäftigung mit dem Menschen am Strand in der Ölmalerei, als Porträtbüste in der Plastik, in seiner Nacktheit in Aktzeichnung und Malerei bis hin zum »MenschSein im Blick« der Fotografie. Ein anderer Themenschwerpunkt war die Auseinandersetzung mit der Natur. Hier wurden nicht nur Details von Pflanzen und Tieren gezeichnet und gemalt, sondern auch Licht und Schatten und die besondere Atmosphäre, die der Mensch empfindet, wenn er die Natur wahrnimmt.

Der Jahrhundertsommer 2018

Wir hatten Glück mit diesem Sommer, in dem es so selten regnete und zuweilen sehr heiß war, denn alle konnten draußen arbeiten, zwischendurch auch mal in die Schlei springen oder sich in den als Ateliers umgebauten Räumen der Schule aufhalten. Bei guter Lüftung war die Hitze ein reines Luxusproblem und das Gefühl von Urlaub, Spaß und Freude an der Arbeit war um ein Vielfaches größer. Innerhalb einiger Kurse, wie »Pleinair-Malerei« bei Till Warwas, Fotografie bei Claudia Henzler, »Experiment Zeichnen« bei Eiko Borcherding oder »Zoom – Natur im Fokus« bei Katharina Duwe, wurden Ausflüge in die nähere Umgebung gemacht, bei der die Teilnehmenden die vielseitigen Außenbereiche bis nach Kappeln mit Pinsel, Stift oder Kamera entdeckten.

Wie war die Akademie für Menschen mit Behinderung?

Durch eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Thema Kunst und Behinderung haben wir von Anfang an versucht herauszufinden, welche neuen Strukturen wir schaffen müssen, damit ganz unterschiedliche Menschen Kunst machen können. Dabei mussten wir zunächst erkennen, welche Barrieren es gibt, um barrierefrei werden zu können.
Schnell wurde klar, dass nicht alle Teilnehmenden mobil sind, um nach Sundsacker zu kommen. Entweder haben sie Einschränkungen beim eigenen Laufen oder sie haben kein Auto, um nach Sundsacker zu fahren. Aus diesem Grund haben wir sowohl einen Fahrdienst eingerichtet als auch Menschen mit Rollstühlen und Assistenten mehr Platz eingeräumt sowie darüber hinaus Hilfestellung gegeben, wenn diese benötigt wurde.
Nirgendwo gibt es eine so große Vielfalt von Menschen wie im Kunstbereich. Wir haben festgestellt, dass diejenigen, die mit einer Behinderung oder mehreren Behinderungen leben, sehr oft ihre eigenen Hilfsmittel mitbringen, weil sie daran gewöhnt sind und diese zu ihrem Leben gehören. Aber wir haben auch erlebt, dass die Menschen froh waren, wenn wir, sowohl in der freundlichen Kommunikation und Hilfestellung als auch in der Bereitstellung von Materialien, wie beispielsweise Staffeleien in unterschiedlichen Größen für Menschen, die lieber bei der Arbeit sitzen oder stehen oder ab und zu den Platz wechseln, Möglichkeiten mitgedacht und angeboten haben. Auch wurde unser Rückzugs- und Ruheraum sehr gut angenommen sowie die Verpflegung vor Ort in Form von Mittagessen und Getränken. 

Hilfe zur Teilhabe

Für Menschen, die sich die Kursgebühren nicht leisten können, haben wir ein Stipendienprogramm mit Ermäßigungen bis hin zum Vollzeitstipendium eingerichtet.
In diesem Jahr konnten wir vier Vollstipendien vergeben, davon je eines an einen
Schüler und eine Schülerin.

Die Kunst lag in der Luft

Vor allem aber war es der gute, verbindende Geist, der das gemeinschaftliche Arbeiten an der Akademie inspiriert hat. So haben viele gesagt, dass für sie ein echter »Freiraum für Kunst« entstanden sei, in dem sie ihren eigenen Platz finden konnten.

Nach der Akademie ist vor der Akademie

Das neue Kursprogramm steht fest, zahlreiche Voranmeldungen sind bereits eingegangen und ab sofort finden Interessierte aktuelle Informationen zu allen Kursen und den neuen Imagefilm auf unserer Internetseite. Wir freuen uns auf den nächsten Kunstsommer mit noch mehr Kunstschaffenden und Interessierten vom 8. Juli bis zum 2. August 2019 in Sundsacker an der Schlei.

Die Abbildung zeigt Hände, die eine Aktzeichnung anfertigen.

Bildrechte: Peggy Stahnke

Die Abbildung zeigt eine Teilnehmerin des Kurses von Lars Möller malend an einer Staffelei.

Bildrechte: Christina Kohla

Die Abbildung zeigt zwei Teilnehmende am Kurs von Birgit Lindemann vor einer modellierten Tonfigur.

Bildrechte: Peggy Stahnke

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