Ein geglücktes Kunst-Experiment

Vier Wochen Schlei-Akademie enden mit einem Festvortrag und einem ersten positiven Fazit.

Intensiv. Das war ganz offensichtlich das Wort des Abends. Intensive Arbeit, intensiver Austausch, intensives Lernen auf allen Seiten. Das ist, kurz und knapp, das Fazit der Schlei-Akademie, die am Freitagabend nach vier Wochen zu Ende gegangen ist. Und trotzdem ist all diese Intensität auf verschiedenen Feldern nur ein Teilaspekt dessen, was dort in den Räumen der Albert-Schweitzer-Schule in Sundsacker und getragen vom St. Nicolaiheim passiert ist. Ganz bestimmt wurde vier Wochen lang eindringlich und erschöpfend Kunst gemacht. Gemalt, gezeichnet, fotografiert, gedruckt, gesprayt – nichts anderes nämlich war das Ziel der ersten Kunstakademie an der Schlei. Allerdings war da noch ein anderes Wort mit „I“. Der Gedanke der Inklusion umgab das Konzept in Gänze, begründete es und überdachte es. In den Vordergrund drängte sich die Inklusion nie, sie sollte eben einfach da sein, gelebt werden in der Kunst. Wer am Abschlussabend die Rede von Bea Gellhorn, Geschäftsführerin der Online-Galerie „Insider Art“, gehört hat, war am Ende sicher: Auch für diesen Aspekt hatte die Schlei-Akademie eindringlich gearbeitet – und am Ende vielleicht sogar die Saat für tiefe Wurzeln gesät.

Ein Leuchtturm, das war das Bild, das Bea Gellhorn ihren etwa 70 Zuhörern gedanklich malte. Ein Orientierungspunkt, weithin sichtbar, hilft beim Kurshalten – all dieser Attribute und noch ein paar mehr erkannte die Berlinerin in der Arbeit und dem selbst auferlegten Anspruch der Schlei-Akademie. Sie sei „ein wichtiges Experimentierfeld“ im Zusammenwirken von Inklusion und Kunstbetrieb. Vier Wochen lang habe man Erfahrungen gemacht, sei an Grenzen und Vorurteile, aber auch auf Möglichkeiten und Kompromisse gestoßen. „Es ist nicht der Mensch, der sich den Strukturen anpassen muss“, sagte Gellhorn. „Es sind die Strukturen, die sich verändern müssen.“ Und gerade Kunst und Kultur seien dazu geeignet, die gesellschaftliche Debatte zu befördern. In den Augen der Berlinerin könnten es gerne mehr Künstler sein, die sich damit auseinandersetzen, denn: „Es eröffnet die Chance auf Einflussnahme.“

Gellhorn sprach von einem Perspektivwechsel, der erforderlich sei, und zu dem die Schlei-Akademie in Theorie und Praxis bereits einen zentralen Forschungsansatz geliefert habe, von dem anderen Einrichtungen profitieren könnten. „Es geht um das Experimentieren an den Rändern, um das Hinterfragen von Normen“, sagte Gellhorn. „Dazu sind Mut und Rückgrat nötig, denn es ist mit Gegenwind zu rechnen.“ Zwar könne die Kunst die Welt nicht verändern, aber sie könne aufrütteln und dürfe sich nicht als naiv oder idealistisch abtun lassen. Und schließlich forderte Gellhorn ihr Publikum auf, die Strahlkraft des Leuchtturms mit Namen Schlei-Akademie zu stärken und sich gegen Vorurteile einzusetzen. „Teilhabe ist nämlich kein Luxus“, sagte sie. „Sondern ein Menschenrecht.“

Zu denjenigen, die diese Teilhabe in den vergangenen vier Wochen ermöglicht hatten, zählte unter anderem Marcel Hermann, der Street Art gelehrt hatte und bei dem offenbar vor allem eines hängen geblieben war. „Mittags konnte man sich in den verschiedenen Kurse über die Werke austauschen. So haben meine Schüler nebenher auch etwas über Ölmalerei erfahren“, sagte Hermann im Rahmen einer kurzen Podiumsdiskussion, die sich an Gellhorns Vortrag anschloss. Lars Möller, der eben jene Ölmalerei unterrichtet hatte, betonte die „ziemlich entspannte Atmosphäre“, die statt für Konkurrenz unter den Schülern viel eher zu gegenseitiger Unterstützung beigetragen hätte. Auch Malerei-Lehrerin Susanne Nothdurft berichtete von großer Rücksichtnahme unter den Teilnehmern, und Illustrator Gregor Hinz schätzte die Chance, intensiv (da war es wieder, das Wort des Abends) auf die Bedürfnisse der einzelnen Schüler eingehen zu können.

Stellvertretend für den Veranstalter, das St. Nicolaiheim Sundsacker, stellte schließlich auch Kai Spranger den „Spirit“ der Akademie heraus und dankte dafür ausdrücklich Akademieleiterin Dr. Christina Kohla. Die gab den Dank an den Veranstalter zurück und blickte bereits jetzt euphorisch auf die zweite Schlei-Akademie im kommenden Jahr. „Ich habe nämlich“, sagte Kohla, „schon einen ganzen Block voller Anmeldungen“. Der Leuchtturm strahlt tatsächlich hell.

Quelle: https://www.shz.de/20689837  ©2018

Die Abbildung zeigt ein Werk aus dem Kurs von Human Flashboy zur Schlei-Akademie 2018.

Das Ergebnis des Street-Art-Kurses prangt nun an einer Wand auf dem Gelände der Albert-Schweitzer-Schule. Foto: Nordmann

Die Abbildung zeigt ein Ölgemälde.

Ölmalerei wurde in der letzten Akademie-Woche parallel in zwei Kursen gelehrt. Foto: Nordmann

Die Abbildung zeigt eine Porträtfotografie von Bea Gellhorn.

Foto: Nordmann

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